Dies und Das

Neuglas, Altglas und Uraltglas

Aus gegebenen Anlass noch einmal aus den Tiefen des Archiv nach oben gehoben.

Christian hat mich mit diesem Kommentar veranlasst ein paar Worte zu dem Thema alte Objektive zu schreiben.

In der Objektivadaptionscommunity ist Altglas  ein Kosename für für alte analoge Objektive ohne elektrische oder elektronische Verbindung zur Kamera.  Ich zähle die Objektive der Autofokuszeit für Kleinblidkameras nicht mehr dazu. Teilweise sind diese Objektive wegen elektronischer Defekte nicht mehr zu verwenden. Altglas und Neuglas kann mit guter Pflege ganz lange verwendet werden, wenn diese komplett aus Metall bestehen. Konstoffkomponenten sind der einzigste Schwachpunkt bei diesen Objektiven.

Die ersten Autofokus Objektive kamen Ende der 70-ziger Jahre auf den Markt und setzten sich nach und nach durch.

Gleichzeitig lief die Produktion von reinen analogen Objektiven aus. So gefühlt Mitte der 90-ziger Jahre war Schluss damit, die Autofokusobjektive hatten sich durchgesetzt.

Die aktuell auf dem Markt erhältlichen Objektive mit ausschließlich manueller Fokussierung nenne ich Neuglas in Anlehnung an dem Begriff Altglas.

Nun kommen wir zu dem Problem, das Christian angesprochen hat: Wie soll man ganz alte Objektive, die 50 oder sogar mehr als 100 Jahre alt sind nennen? Der Begriff Uraltglas in der Überschrift ist von mir mehr als Gag gedacht :-)

Wie gesagt, Altglas ist der Oberbegriff, nun meine Vorschläge, wie man diesen unterteilen könnte:

Analoge Welchselobjetive – Alte Objektive, die nicht fest mit einer Kamera verbaut wurden und wechselbar waren (z.B. M39, M42, Exacta, Contax) (extrem leicht zu adaptieren, da Kaufadapter vorhanden sind)
Balgenkameraobjektive – Alte Objektive, die aus alten Balgenkameras relativ einfach entnommen werden und mittels selbstkonstruierten Adaptern verwendet werden können. (leicht zu adaptieren, da diese in der Regel ein großes Auflagemaß besitzen)
Ausgebaute Objektive– Alte Objektive aus Sucherkameras, RitschRatsch Kameras, Boxkameras und der gleichen ausgebaut werden und dann individuell adaptiert werden (Teilweise extrem schwer bis unmöglich zu adaptieren)
Projektionsobjektive – Objektive, die eigentlich nur für die Projektion von Dias und Filmen konstruiert wurden aber nie zur Fotografie vorgesehen waren. Diese werden per Adapter individuell adaptiert. (leicht zu adaptieren, Super 8 Projektorobjektive sind teilweise nicht zu adaptieren, da das Auflagemaß sehr niedrig ist)
Vergrößerungsobjektive – Objektive die eigentlich in der Dunkelkammer oder zu Reprozwecken verwendet wurden. Diese waren ebenfalls nie für die Fotografie vorgesehen. (leicht bis mäßig schwer zu adaptieren)
Messingobjektive – So nenne ich die wirklich alten Objektive, die teilweise über 100 Jahre alt sind. Diese wurden früher fast durchweg aus Messing konstruiert. (leicht bis mäßig schwer zu adaptieren)
Großformatobjektive – Hier gibt  es Altglas und Neuglas, eine Abgrenzung ist relativ schwer zu treffen (leicht bis mäßig schwer zu adaptieren)
Spezialobjektive – Objektive für Infrarot, Röntgenobjektive und der gleichen  (Teilweise extrem schwer bis unmöglich zu adaptieren)

Im Englischen werden für Altglas oft folgende Begriffe verwendet:

  • legacy lenses
  • manual lenses
  • vintage lenses
  • analog lenses

Unter erfolgreich adaptieren, verstehe ich, dass man mit dem Objektiv auch den Mond (unendlich) fotografieren kann. Im Makrobereich kann man alles irgendwie adaptieren.

Ich bin nun gespannt, welche Namen Ihr für die einzelnen Objektivkategorien anstelle meiner verwenden würden. Ich bin schon auf die konstruktive Diskussion gespannt :-)

 

16 Comments

  • Tiger

    Mööönch, da hast Du Dir so eine Mühe gemacht.
    Du bist einfach zu gut zu uns! 😉😀
    Aber leider sind das 😬“Probleme“ (Du nennst es ja selbst so, sorry) bei denen ich (so fürchte ich😩) nichts gebrauchsfähiges ☹️🤣 beisteuern kann.
    Doch ich bin sicher, Deine „Glasereifachfreunde😍“ können da helfen. Das wünsche ich Dir von Herzen.

    Liebgruß,
    Tiger
    🐯

    • Bernhard

      Liebe Rita,

      Es bleibt immer etwas hängen und plötzlich bist Du auch eine Glasereifachfrau :-) Pass nur auf! :-D

      Bis dahin bereicherst Du meinen Kommentarbereich mit einer gesunden Portion Tigerhumor. :-D

      LG Bernhard

  • Jutta

    Lieber Bernhard,

    ich habe mir das jetzt auch durchgelesen, aber Du kannst Dir sicher denken, dass das für mich alles „Böhmische Dörfer“ sind.
    Ich wünsche Dir, dass sich Deine Mühe gelohnt hat und Du noch ein paar interessierte Gleichgesinnte findest.

    Liebe Grüße
    Jutta

    • Bernhard

      Liebe Jutta,

      Böhmische Dörfen können auch ganz schön sein :-) Manche Bahnhöfe auch :-D

      Wünsche Dir ein entspanntes Wochenende

      LG Bernhard

  • Christian W.

    Oha, da hast du dir aber mächtig Gedanken gemacht :-) Hoffentlich hat dich das jetzt nicht von was Wichtigem abgehalten … Ist auf jeden Fall eine gute Diskussionsgrundlage, deine Aufteilung, sie kommt mir schon ziemlich sinnvoll vor, wobei es halt noch einzelne Schnittmengen gibt, aber das wird sich möglicherweise gar nicht vermeiden lassen.

    Den Anspruch, den Mond fokussieren zu können, hätte ich gar nicht – der kommt bei mir, wenn überhaupt, immer so klein aufs Bild, da muss hyperfokale Distanz reichen :-) Aber stimmt schon, mit den ausgebauten Objektiven wird es wohl immer schwierig mit dem Adaptieren. Mein 40er aus der Agfa Optima oder das 50er aus einer Vito würde ich schon gerne mal an einem Sensor sehen, aber die liegen echt kurz auf … 

    Wenn du ein Objektiv aus einer Balgenkamera zum Adaptieren ausbaust: Lässt du es dann eigentlich im Verschluss drin?

    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!

    LG Christian

    • Bernhard

      Lieber Christian,

      Schnittmengen wird es immer wieder geben. Ansonsten wäre man einfach zu freingranular unterwegs und würde sich verzetteln. Die grobe Richtung sollte reichen.

      Das mit dem Mond war mal wieder so ein typischer Bernhard :-) ich hätte auch auf unendlich fokussieren schreiben können. Das muss auch mit Offenblende möglich sein, ansonsten bin ich nicht zufrieden :-D (Wahrscheinlich hast Du schon bemerkt, dass ich ein Offenblendenfan bin, abblenden kann jeder aber mit offenem Visier … )

      Das mit den Balgenkameraobjektiven halte ich unterschiedlich. Wenn ich von außen auf T (Daueroffen) einstellen kann ist es für mich i.O. Bei anderen muss ich diese Stellung im Inneren blockieren, bei einigen hatte ich auch den kopletten Verschluss rausgerupft, da bin ich oft gar nicht so zimperlich unterwegs.

      Ich wurde in einem Fotoforum schon als Objektiv- und Kamerametzger tituliert :-D

      LG Bernhard

  • Elke (Mainzauber)

    Oh, das wird eine Diskussion unter Spezialisten, fürchte ich. Da kann ich wirklich nicht mitreden. Aber ich guck mir gerne weiterhin deine Fotos an, egal ob du Altglas oder Uraltglas an der Kamera hast.
    Liebe Grüße – Elke

    • Bernhard

      Liebe Elke,

      kein Problem :-) Und keine Sorge, es werden auch wieder Bilder gezeigt. Viel Schreiben ist nicht so mein Ding :-D

      LG Bernhard

  • Eva

    Ojeee, lieber Bernhard,
    das erinnert mich an meinen Bruder, da hättest du dich gut mit ihm unterhalten können.
    Er war fotograf und hat in den 50ern, 60ern und 70ern sehr gut fotografiert. Digitales gab es damals gar nicht und man hat sich überlegt was, wann und wo man denn fotografiert.
    Er schleppte immer seine große Fototasche mit sich in der Freizeit herum, denn er hatte damals ja auch das Hobby zum Beruf gemacht.
    Ich hätte niemals soviele Bilder von mir als Kind, hätte er nicht so früh angefangen zu fotografieren.
    Er ist schon in den 50ern viel gereist und hat dort fotografiert. Ja und sein Sohn sitzt nun auf jeder Menge Fotos und DIAS.
    Ich kann mich auch noch erinnern, dass man die Objektive in den Foto geschraubt hat. Der Bajonettverschluß war damals noch nicht soo bekannt, der kam wohl auch später.
    Fotografiert hat mein Bruder mit zwei Leicas, auf die sein Sohn heute besonders stolz ist.

    Liebe Grüße Eva

    • Bernhard

      Liebe Eva,

      aus Deinen Zeilen entnehme ich, dass Dein Bruder ein richtiger Vollblutfotograf war. Gegen ihn hätte ich wie ein Milchbubi in Sachen Fotografie ausgesehen.

      Leicas und Schraubanschluss, dann kann das nur ein M39 Anschluss gewesen sein. Da sieht man auch, Leicas sind eigentlich unkaputtbar :-)

      Wünsche noch ein schönes Wochenende

      LG Bernhard

  • Pega Mund

    lieber bernhard, jetzt habe ich was dazu gelernt und werde künftig, wenn’s um altglas geht, einen bogen mehr denken können als bisher 😉 danke für die horizonterweiterung❣️
    lieben gruß und komm gut durch die weihnachtswoche 🙋🌲🎀⭐ pega

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