Buchrezension – Heimwerken in der Fotografie
Last Updated on 22. Februar 2021 by Der Löwe
Dieses Buch habe ich von dpunkt-Verlag als Geschenk für diese Buchrezension bekommen. Den Titel konnte ich mir frei aussuchen. Ich bin allerdings frei, wie ich mit diesem Buch umgehe, d.h. ob und wie ich eine Rezension schreibe oder auch nicht.
Unabhänig davon, hat mich dieses Buch als Altglasadaptionsfreak brennend ineressiert.
Deutscher Titel: Heimwerken in der Fotografie
Untertitel: Kameras selber bauen – Objektive adaptieren
Genre: Fotografie, Fototechnik, Heimwerken/DIY
Lesergruppe: Fotograf*innen, Maker*innen
Autor: Cyrill Harnischmacher www.chgrafik.de
Umfang: 239 Seiten, gebunden
Erscheinungsdatum: Januar 2021, 1. Auflage
Verlag: dpunkt verlag GmbH, Heidelberg
ISBN Print: 978-3-86490-800-2
Damit man meine Rezension besser einordnen kann: Ich adaptiere seit ca. 8 Jahren Objektive jeglicher Art an digitale Systemkameras, u.a. mit einem 3D Drucker.
Rezension:
Seit 2012 beschäftige ich mich ernsthafter mit der Materie Fotografie. Ich startete mit einer Canon EOS 600D und einem Reisezoom von Tamron. Durch Zufall bin ich auf dem Speicher auf alte Objektive gestoßen und wollte diese in meiner damaligen Naivität an die 600D befestigen.
Es ist unschwer zu erraten, dass dieses Unterfangen gründlich schief ging. Mein Ehrgeiz war geweckt und durch das Internet hatte ich mir bald das notwendige Wissen angeeignet. Eines der ersten Bilder mit einem Altglas kann man hier „bewundern“.
In den letzten Jahren ist die Adaption von Altglas immer mehr aus dem Nischendasein herausgetreten. Ein Beweis davon ist das Buch „Heimwerken in der Fotografie“.
Das Buch ist meiner Meinung nach sehr strukturiert aufgebaut. Ich werde zu jeden Kapitel meine Einschätzungen und Anregungen hinzufügen. Ich versuche dabei auch die Brille eines Greenhorns in Sachen Adaption von Objektiven einzunehmen.
Kapitel 01 Optik-Know-how
Dieses Kapitel ist meiner Meinung nach etwas zu kurz geraten, hier würde ich mir bei einer Neuauflage ein wenig mehr Tiefe oder zumindest weiterführende Links in Form von QR-Codes wünschen.
Insbesondere finde ich den Abschnitt über das Auflagemaß sehr dürftig, dabei ist es die entscheidende Größe beim Adaptieren von analogen Objektiven. Ich selber hatte in meinen Anfangszeiten beim Adapterbau damit so meine lieben Schwierigkeiten, was auf welchen Objektivanschluss adaptierbar ist.
Hier würde ich in einer Neuauflage entweder eine Liste der Auflagemaße der geläufigsten Kamerasysteme erwarten und/oder Links auf weiterführenden Informationen im Internet.
02 Von Aluprofil bis Zwischenring
Dieses Kapitel würde ich zukünftig in zwei Kapitel aufgeteilt sehen. Erstens Basismaterialien und Werkzeug und dann zweitens Kameras und Objektive als Spender.
Einsprengsel wie z.B. „Bildqualität alter Objektive“ finde ich in diesem Kapitel fehl am Platze, das verwirrt mehr als das es zur Aufklärung beiträgt. Solche Informationen wären aus dem Kontext besser in den Kapiteln 04 und 05 aufgehoben.
03 Basisarbeiten
Dort sind ganz praktische Tipps aufgeführt, z.B. wie den Mittelpunkt bestimmen, exakt kürzen bzw. zuschneiden.
Ein Leckerbissen ist, wie man einen Balgen selber herstellt, dazu ist sogar ein Schnittmuster im Buch enthalten. (Kleiner Hinweis: in einer zweiten Auflage denn Schnittbogen ans Ende des Buches setzen.)
04 Balgenkameras der 30er- 50er-Jahre 05 Sucherkameras der 50er- bis 70er Jahre
Es wird schön anhand von Beispielen aufgezeigt, wie man ein Objektiv ausbaut und entsprechend per Adapter an eine digitale Kamera adaptiert. Bei dem Beispiel über die Adaption eines Objektives einer Minox 35 GL, konnte ich noch einige interessante Kniffe dazulernen.
Für mich ein Sahnehäubchen des Buches.
06 Multishot-Kameras
Hinter dieser etwas technisch klingender Überschrift befindet sich nicht anderes, als der Bau von Kameras und Spezialobjektiven.
Hier beginnt für mich technische Neuland.
Aber nach dem Überfliegen der Unterkapitel über „Tilt-/Shift-Laufbodenkamera mit digitalem Rückteil“, „Modulare Tilt-Shift-Balgenkamera“, „Panoarmabox“, „Um 360 Grad drehbares ShiftObjektiv“ und „Muliti-Aufnahmen erstellen und stitchen“ möchte ich unbedingt den einen oder anderen Bauvorschlag nachbauen und ausprobieren. Hier in meinem Blog werde ich sicher davon berichten.
Der Autor scheint als Gitarrenbauer sehr holzaffin zu sein, was man an seiner professionellen Holzbearbeitung erkennen kann.
07 Lochkameras
Es wird beschrieben wie ein Lochblendenobjektiv hergestellt wird. Für mich neu und damit natürlich reizvoll es auszuprobieren, ist ein Objektiv mit Rasierklingenblenden. *Autsch*
Bilder die mit den verschiedenen Blendentypen gemacht wurden, runden das Kapitel ab,
08 Spezielle Aufnahmetechniken
Hier stellt der Autor eine riesige Spielwiese optischer Möglichkeiten mit Adaptionen aller Art vor, die Lust auf eigene Experimente machen.
Dem Unterkapitel über den Selbstbau einer Cyanotypie-Kamera würde ich ein eigenes Kapitel widmen. Diese Kamera möchte ich gerne als erstes Bauvorhaben aus dem Buch umsetzen.
09 Linsenexperimente
In diesem Kapitel geht so richtig mein Herz auf, genau nach meinem Geschmack.
Wie der Titel schon verrät, geht es hier um Experimente mit Linsen. Für mich sind einige technische Idee darin enthalten, die ich so noch nicht kannte, z.B eine Fresnellinse als Objektiv und eine drehbare Effektblende. Man lernt halt nie aus.
10 Einkaufstipps und Objektivtest
Das Schlusskapitel des Buches enthält eine Übersicht wo man Material, Werkzeug und alte Objektive/Kameras erwerben kann. Ganz zum Schluss noch Hinweise, wie man alte Objektive testen kann
Zusammenfassung und Bewertung:
Zuerst muss ich ein dickes Lob für den dpunkt-Verlag aussprechen, für Ihren Mut solch ein „Nischenbuch“ auf den Markt zu bringen.
Ich habe mich riesig gefreut, als das Buch „Heimwerken in der Fotografie“angekündigt wurde. Hätte ich nicht dieses Buch, wie eingangs erwähnt, als Geschenk für eine Buchrezension, bekommen, ich hätte es mir sofort gekauft.
Wer sich mit dem Thema Adaption von alten Objektiven an digitale Kameras beschäftigen möchte, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
Wer allerdings zwei linke Daumen besitzt, wird mit dem Buch nicht viel anfangen können.
Das Niveau des Buchs deckt eine weite Spanne der Makerfähigkeiten ab. Von einfach (Lochblendenobjektiv) bis sehr anspruchsvoll (Laufbodenkamera).
Für mich ist damit sichergestellt, dass ich das Buch immer wieder zu Hand nehmen werde, um entweder eine Bauanleitung umzusetzen oder mich inspirieren zu lassen.
Die oben genannten Hinweise/Kritikpunkte sind marginal zu nenne, im Verhältnis zu dem, was das Buch insgesamt bietet.
Ich gebe diesem Buch die Bewertung 10 von 10 Punkten, in Worten ausgedrückt: Fantastisch für Fotobastelnerds.
8 Comments
Tiger
Danke, lieber Leo,
für diese Ausführlichkeit! 😉 Interessant, wie unterschiedlich Heimwerker-Passionen doch sein können. Ich könnte inzwischen auch ganze Bücher damit füllen🙄, allerdings ohne fachlichspeziell zu werden, doch wer wollte das lesen!🤦♀️🤣
Ich freue ich mich für Dich, daß Du solchen Spaß daran hast und wünsche Dir diesen weiterhin!
🙂
Liebgruß,
Tiger
🐯
Der Löwe
Vielen Dank Rita,
Bücher schreiben ist nicht so mein Ding Aber in guten Fachbüchern Anregungen abholen, das ist mein Ding
LG Bernhard
Christian W.
Bestellt
Der Löwe
Lieber Christian,
dann bin ich mal gespannt, wie Du das Buch findest. Du wirst ja hoffentlich darüber bei Dir berichten
Lg Bernhard
Christian W.
Irgendwann bestimmt. Allerdings ist mein nächstes Mal Freizeit-Lesen grob für April geplant, und dafür hab ich schon genug Bücher hier liegen :)
Der Löwe
Komisch, geht mir genau so, viele Bücher wenig Zeit
LG Bernhard
Christian W.
Oh, Zeit ist bei mir, obwohl chronisch knapp, gar nicht das Hauptproblem. Aber intensives, aufmerksames Lesen ist ein erheblicher Teil meines Jobs, und wenn ich mich wirklich entspannen möchte, gibt es zwei No-go-Bereiche: Bildschirme und Lesen. Zumindest was die Bücher angeht, hoffe ich, dass das im Ruhestand wieder anders wird. (Bildschirme brauche ich dann hoffentlich nicht mehr.)
Der Löwe
Lieber Christian,
kann ich voll und ganz verstehen
Dann kann ich Dir nur noch ein entspannendes Wochenende wünschen :-D
LG Bernhard