Fototipps

Brennweite und Perspektive

Last Updated on 10. September 2020 by Der Löwe

Ich möchte Euch einige Erkenntnisse aus einem alten Fotobuch in Sachen Landschaftsfotografie weitergeben. Ich finde die Erkenntnisse sind auch heute noch gültig, auch wenn wir keine Großformatfotografie betreiben.

Ich zitiere nun suszugsweise (incl. der damaligen Schreibweisen), es gibt dann noch zwei Bilder dazu und von mir am Ende eine Anregung, was dass für unsere Digitalfotografie bedeuten würde. Viel Spaß beim Lesen und Lernen. :-)

“ … Wir haben gesehen, dass das der Subjektivperspektive unseres beweglichen Auges entsprechende Bild auf einer Kugelfläche liegt, im Gegensatz zu dem in einer Ebene liegenden centralperspektivischen Bild, das unsere Objektive liefern.

Will man diesem Umstande vollkommen Rechnung tragen, so darf man eigentlich für die Photographie nur einen Bildwinkel von 30-36° verwenden, denn nur innerhalb dieses Winkels sind die perspektivischen Abweichungen zwischen dem ebenen und sphärischen Bilde so gering, dass die geompetrische Perspektive des Objektivs und die subjektive Perspektive , die das Auge liefert, als völlig übereinstimmend angenommen werden können. Diesem Bildwinkel würde eine Brennweite gleich etwas dem 1 1/2 -fachen der Plattenlänge entsprechen. Für kleine Formate müsste die Brennweite verhältnismässig noch grösser werden. (Anmerkung: Versuche ich unten entsprechend umzurechnen) …

… Die letzte Grenze, innerhalb welcher die centralperspektivischen Unnatürlichkeiten noch nicht allzu stark hervortreten, ist mit einem Bildwinkel von circa 60° gegeben. Dieser Bildwinkel entspricht einer Brennweite nahezu gleich der Plattenlänge. Geht das Bildfeld über diese Ausdehnung hinaus, so zeigt es am Rande die sich in übertriebener Perspektive äussernden Weitwinkelwirkungen.

Der so charakterisierte Grenzwinkel von 60° wurde nun bishe rallgeimein als normal für die Zwecke der Landschaftsphotographen angesehen. …“

Das weitwinklige Bild unten ist mit einer Brennweite von 12 cm (120mm) und das langbrennweitige Bild mit einer Brennweite mit einer Brennweite  von 27 cm (270mm) aufgenommen. Nun die beiden Bilder:

Bild #1 – Weitwinklige Aufnahme
Bild #2 – Die langbrennweite Version

Was heißt das für die heutigen gängigen Sensorgrößen? Ich habe versucht eine Umrechnung vorzunehmen.

Sensorformat Brennweite für Blickwinkel 30-36° Brennweite für Blickwinkel von 60°
KB-Sensor 72 mm – 60 mm  40 mm
APS-C Sensor 50 mm – 40 mm 25 mm
MFT-Sensor 40 mm – 33 mm 20 mm
1″-Sensor (Nikon1, Samsung NX mini)
30 mm – 25 mm 15 mm

Nicht umsonst liegen die „Standarbrennweiten“ beim KB bei 50mm, beim APS-C bei ca.  30mm – 35 mm und beim MFT bei ca. 25 mm. Nun verstehen wir mit den obigen über 100 Jahren alten Erkenntnissen warum das so ist. Man kann sehr viele Grundlagen von den alten Fotografen lernen. Ich habe vor Euch mit solchen Grundlagen weiter zu beglücken :-)

Wie seht Ihr das Ganze? Helfen Euch solche Artikel weiter?


Der Text und die Bilder sind aus dem Buch “Leitfaden der Landschafts-Photographie”  erschienen 1901 entnommen. Das Buch ist unter der Lizenz  Public Domain Mark 1.0  bei der SLUB Dresden als PDF veröffentlicht worden. D.h. ein Copyright besteht nicht.

8 Comments

  • Michael aus Ottibotti

    Nachhilfe in Optik. Danke dafür. Muss auch immer mal wieder aufgefrischt werden.
    LG aus dem unterwiesenen Westfalen
    Michael

    • Bernhard

      Lieber Michael,

      in diesen alten Büchern schlummert so mancher Tipp. Vor allem sind diese für mich verständlicher als die Beschreibungen in heutigen Fotobüchern. Dort ist alles oberflächlicher und die Hintergrundinfos fehlen oft.

      LG Bernhard aus dem antiken Neckartal

    • Bernhard

      Dear Irma,

      optics doesn’t care if there is an anolog film or a digital sensor behind it. So this tip is valid for both types of photography.

      Best regards
      Bernhard

  • Elke (Mainzauber)

    Ganz ehrlich? Nein! Entweder ich weiß das eh schon (dem ist so) oder ich lese mir das in einem Text an, der in heutigem, besser verständlichen Deutsch, von mir aus auch Englisch, geschrieben ist. Noch besser – und das mache ich seit Wochen – ich seh mir auf YouTube Videos von Praktikern an, die nicht nur Theorie verbreiten, sondern das alles auf eindrucksvollen Fotospaziergängen mit Bildern untermauern. Empfehle dir gern z.B. Mads Peter Iversen.
    Herzliche Grüße
    Elke

    • Bernhard

      Liebe Elke,

      vielen Dank für Deine ehrliche Meinung, die ich sehr zu schätzen weis. Das mit dem alten Deutsch habe ich bewusst so gewählt, weil einige meiner Objektive aus dieser Zeit stammen.

      Wenn ich Zeit habe schaue ich mich auch im Netz um oder schaue mir Gute Fotobücher durch, z.B. Heute erst eingetroffen: Masterclass Bildkompositionen Der Weg zum besseren Bild.

      LG Bernhard

  • Pit

    Der Artikel war fuer mich zwar etwas schwer verstaendlich, hat mir aber das Hintergrundwissen fuer Deine Tabelle gegeben. Die fand ich dann wirklich sehr hilfreich: danke. Das muss ich jetzt einmal selber ausprobieren.

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